Autoren sind naheliegender Weise empfindliche Wesen: was sie denken und fühlen, wie sie mit Sprache und Charakteren spielen können … Alles das steckt in Manuskripten. Manuskripte sind Abbilder der Autorinnen und Autoren.
Ich bemühe mich deshalb, sensibel mit diesem wichtigen Personenkreis umzugehen. Auch die in Watte verpackte Kritik kann Autoren schwer treffen.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es bei der Manuskriptbegutachtung um die Wahrheit geht. Das kann heißen: Das Manuskript taugt nichts, weil ich als Leser denke, es gibt zu viele Unschärfen, Autoren haben sich gedacht: Das wissen die Leser doch … Und sie nutzen ihre Chancen nicht, um Schritt für Schritt durch eine Handlung zu gehen.
Das wissen die Leser doch? Was spricht dagegen, dass sich Leser in einer vertrauten Welt befinden, in der es Ungewöhnliches gibt?
Im Umgang werde ich sensibel sein, bei der Begutachtung ebenso. Zuweilen ist das ein Widerspruch. Doch in meiner Praxis höre ich zu Beginn immer wieder: Sagen Sie mir ganz ehrlich, was Sie denken. Das ist das Selbstverständliche bei der Manuskriptberatung.
Lassen Sie uns jedoch wie Vertraute umgehen. Der Autor will den Autor niemals angreifen. Die Kritik ist ein Angriff. Die Form vermeidet tiefere Wunden, heilt sie aber nicht. Das ist die Wahrheit.
Die Stimme der Kritik ist freundlich und warm. Die Kritik selbst ist es nicht. Sie ist klar und muss hilfreich sein.