Zunächst muss man sich wie der Prager Chefarzt Tomasz 1968 in dem Film „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ fragen: Muss es sein? Kommen Mann oder Frau zu dem Ergebnis „Es muss sein, es muss sein!“, dann sollten Markt und Form bedacht sein.
Nur wenige Biografien haben das Zeug, von Verlagen gedruckt zu werden. Uns fallen ein paar Titel ein: „Herbstmilch“ von Anna Wimschneider und „Die Asche meiner Mutter“ von Frank McCourt. Die Schilderung der Armut zieht sich durch die übersetzten und verfilmten Bücher. Dieses Thema ergreift gehen. Am Anfang steht also der rote Faden. Das haben die deutsche Frau Wimschneider und der Ire Mr McCourt vorgemacht.
Biografien können prominent machen. Besser ist es auf diesem Markt, vorher bekannt zu sein. Dann gibt es weniger Schwierigkeiten, einen Verlag zu finden. Aber wer von den Prominenten denkt dann noch lange darüber nach, wenn der in Fernsehsendungen gemachte Name zum Türöffner geworden ist?
Medial unbekannte Privatleute haben es schwerer. Immerhin leben mehr als sieben Milliarden Menschen auf der Welt. Sie alle tragen Geschichten in sich: von Leid und Glück, von Reisen und den Mut machenden Begebenheiten der zurückliegenden Alltage.
Sehr oft beginnen Biografien mit dem Satz „Ich wurde am … geboren!“ Das ist gut für den Autor, sonst wäre er keiner. Eben diese sieben Milliarden Menschen könnten ihre Geschichte genauso beginnen. Merke: Für den Anfang wird eine einzigartig gute Idee benötigt. Kompliziert ist es nicht, sie zu finden. Gleichnisse helfen immer, die das unvorstellbare Wunder eines Rennens im Mutterleib zur Befruchtung, zur Entfaltung, zum Leben beschreibt.
Das geht womöglich zu weit. Es soll ein Beispiel sein.
Die Geschichte besteht aus Geschichten. Geschichten lassen nachdenken, mitfühlen, lachen oder weinen.
Ehrlich gesagt: Ich traute mir nicht zu, meine Biografie zu schreiben. Für diese Arbeit wird sehr viel Distanz zum eigenen Ich, das nur einmal in mir steckt, benötigt. Wechselte ich die Perspektive, wie ich gesehen und erlebt wurde, könnte es mir gelingen, meine Biografie in Romanform zu schreiben.
Ich will nicht verschweigen, dass das Schreiben einen therapeutischen Effekt hat. In der Psychoanalyse geht es ums Berichten für die Reflexion. Zunächst schreibt also jeder für sich selbst. Dahinter steckt die Hoffnung, dass andere Menschen meine Art zu denken mögen. Das darf nicht die Triebfeder sein. Sonst könnte man auch die Frage stellen: Wie schreibe ich an einem Wochenende einen Weltbestseller?
Diese Welt, in der ich lebe, besteht aus erlebten Geschichten. Die wollen wir aufschreiben. Wir müssen mühevoll daran feilen. Thomas Mann schrieb drei Jahre lang an den Buddenbrooks. Im Jahr 1901 wurden sie veröffentlicht. Die Familie lebt in den Köpfen und Herzen weiter. Der Autor hat sich der Handwerkskunst verschrieben.
Niemand bittet einen Handwerker darum, an einem Wochenende das schönste Haus von allen zu bauen. Alles braucht also seine Zeit. Die Mühe ist ein kostbares Gut.
Hinzu kommt: Menschen, die ihre Biografie schreiben, ziehen Bilanz. Dazu gehören Gefühle der Erleichterung, der Beschwernis, der Zufriedenheit. Doch wer schreibt, darf nicht in Selbstmitleid verfallen. Das ist redlich, und man tut sich keinen Gefallen. Leser werden mit dem Autor bzw. der Autorin Mitleid haben, aber nicht wegen der Geschichten mitleiden und an der Seite der Schriftsteller durch deren Leben schreiten.
Geschichten geben Impulse, gerade Biografien. Die Erlebnisse anderer Menschen werden mit den eigenen abgeglichen. Deshalb strebt jeder nach dem Erfahrungsaustauch. Nichts anderes ist das. Wir lernen durch die Anderen auch.
Ich empfehle Biografien in Romanform. Die hilft, die Distanz zu wahren. Menschen lieben Romane.
Solche Texte geben zusätzlich Spielräume für Spekulationen: Was wäre gewesen, wenn es anders gekommen wäre? Und hier hat der Autor einen Spielplatz im Kopf, kann sich etwas ausdenken, Gedachtes beschreiben und den Leser mit ihm heiter über grüne Wiesen streifen lassen, bis es im Text wieder ernst wird: weil so das richtige Leben ist und wahr war. Zwischendurch aber machen wir einen Ausflug. Das haben wir gern.
Schreiben ist wirklich nicht schwer. Fürs Schreiben werden Ideen gebraucht. Ein guter Plan ist der Anfang. Über den muss gesprochen werden.
Erlauben Sie mir, wenn ich mich hier als Manuskriptberater einbringe, was die Idee und die Umsetzung angeht? Fühlen Sie sich willkommen und verstanden.